Die Anlage

Die neue Anlage setzt sich nach dem Grundsatz der Modularität gemäss untenstehender Abbildung aus den folgenden Hauptteilen zusammen:

  • Mechanische Reinigung
  • Schlammbehandlung
  • SBR-Biologie
  • Betriebsgebäude

Südlich gegen den Inn sind die überdachten SBR-Reaktoren zur Reinigung des Abwassers platziert. Nördlich angrenzend befinden sich in einem geschlossenen Gebäudetrakt die mechanische Reinigung und die Anlageteile der Schlammbehandlung. Östlich vorgelagert befindet sich das Betriebsgebäude, das an die Überdachung des innenliegenden Logistikbereiches angrenzt. Somit sind die Anlageteile folgerichtig für kurze Betriebs- und Prozesswege modular angeordnet und bilden in Form und Erscheinung eine kompakte Einheit.

Anlageteile ARA Oberengadin

Sämtliche technische Ausrüstungen und Verfahrensstufen mit der mechanischen Reinigung und Schlammbehandlung sind im kubisch angeordneten und dreistöckigen Hauptbau untergebracht. Damit ist der erforderliche Witterungsschutz gewährleistet und alle Lärm- und geruchemittierenden Anlageteile sind abgekapselt angeordnet. Die biologische Stufe mit den SBR-Reaktoren ist dem Abwasserfluss folgend im Süden angefügt. Aus prozess- und witterungsbedingten Gründen ist eine Überdachung notwendig. Die Betriebsräume mit den entsprechenden Arbeits- und Werkräumen sind im kleineren Nebentrakt zusammengefasst und im Erdgeschoss platziert. Dazwischen liegt der überdeckte Logistikbereich mit der ARA-Zufahrt und dem notwendigen Platz- und Manövrierbereich für die An- und Abtransporte von Zuschlagstoffen und Restprodukten.

Zusätzlich wird in den ARA-Räumlichkeiten eine Kadaversammelstelle und eine Stelle für die Entgegennahme von Ölabscheidegut (MAG) integriert. Mit dieser Gebäudestruktur kann eine kompakte Anordnung mit kurzen und logischen Betriebsabläufen und ein modularer Aufbau für zukünftige Flexibilität geschaffen werden. Alle Bauten kommen innerhalb der dafür ausgeschiedenen Grundstückszone und den Gewässerabständen zu liegen.

 

Neben den geschlossenen Werk- und Betriebsgebäuden werden der Logistikbereich und die Becken der SBR-Reaktoren mit einer Überdachung versehen. Die Gründe dafür sind:

  • Witterungsschutz des Zufahrt-/Logistik-Bereichs
  • Überdachung der SBR-Biologiebecken zum Schutz vor Sonneneinstrahlung zur Hemmung unerwünschter Algenbildung, Witterungsschutz für die Installationen
  • Optimierung Betriebsaufwand
  • Zurückhaltung von Regenwasser

Überdachung

Die Erschliessung erfolgt aufbauend auf der heutigen Infrastruktur und Anordnung:

  • Abwasser fliesst entlang dem Äquadukt zum neuen Standort, inkl. Pumpwerk S-chanf, armasuisse
  • Trinkwassereinspeisung mit bestehender Leitung ab kommunaler Wasserversorgung
  • Stromeinspeisung erfolgt ab EW mit Trafo zentral auf der ARA
  • Verkehr: neue Zufahrtstrasse via Deponie ab Kantonsstrasse aus Sicherheitsgründen und als Abgrenzung zur armasuisse
  • Telefon, Internet, Datenkommunikation ab bestehendem Netz
  • gereinigtes Abwasser wird via Pumpwerk von der ARA in den EKW-Kanal gefördert
  • minimale Arealabgrenzung, Umzäunung soweit notwendig, insbesondere mit Abschlusstor zum armasuisse-Gelände

Bestandteile der ARA Oberengadin

Das Ausbaukonzept wurde nach dem Leitsatz «modular und flexibel» entworfen und umfasst im Wesentlichen folgende Punkte:

  • Abwassermengen durch mechanische Reinigung für Abwasseranfall im Jahr 2065 ausgebaut (heutige Belastung plus 20%) 
  • Alle Anlageteile sind in zwei- bzw. mehrfacher Ausführung vorhanden, je nach Belastung, Betriebszustand zu-/wegschaltbar und bei Ausfall steht ein Ersatzaggregat zur Verfügung
  • fünf biologische Reaktoren modular zu-/abschaltbar je nach Belastung und Jahreszeit
  • Nachrüstung weitergehende Spurenstoff-Elimination im freien Gefälle später möglich (Platzverhältnisse, Höhenlage)
  • Der heute nicht ausgerüstete, sechste biologische Reaktor kann zwischenzeitlich als Abwasserspeicher zur Auspufferung bei Regenwetter verwendet werden
  • Drei Faultürme sind variabel je nach Belastung als Bioreaktor, Stapler oder Faulwasserbehälter nutzbar, d.h. optimaler Faulgrad mit minimierten Entsorgungskosten
  • Bei grossem Wachstum kann die Biologiestufe mit zwei weiteren Biologiereaktoren und/oder die Schlammfaulung mit einer Einheit in Richtung talabwärts optional erweitert werden
  • Zu sämtlichen Anlageteilen ist die Zufahrt mit Lastwagen für die Anlieferung, für die Spül-/Reinigungsfahrzeuge sowie für den Unterhalt gewährleistet

Aus Sicherheitsgründen und zur Abgrenzung gegenüber dem Armeegelände wird eine neue Zufahrtsstrasse von der Deponie her gebaut. Diese wird bereits zu Beginn zur Erschliessung der Baustelle mit den Installationsplätzen erstellt. Eine Weiterführung der Strasse um den Neubau ermöglicht die Erschliessung zu allen Ebenen in den Untergeschossen für Bedien- und Servicezwecke (vgl. Abb. links). Die Anlage ist weitgehend durch natürliche Abgrenzungen geschützt, so dass mit Ausnahme eines Zugangstores kaum Umzäunungen notwendig sind.

Die Abwasserstrasse wurde entsprechend der vorgegebenen Topographie so angelegt, dass das Abwasser im freien Gefälle durch alle Anlagestufen fliesst und nur zum Schluss in den EKW-Kanal hochgepumpt werden muss. Mit einer geschickten Auslegung wurde die Pumphöhe so gering als möglich gehalten, um den Energieaufwand zu minimieren.

Analog dem bereits heute bestehenden Konzept gelangt zwischen St. Moritz und S-chanf weder ungereinigtes noch gereinigtes Abwasser in den Inn.

Die ARA Oberengadin im Querschnitt

Sämtliche geruchsbelasteten Anlageteile und Räume sind an ein geschlossenes Abluftsystem angeschlossen. Mit entsprechendem Unterdruck werden die Abluftströme über eine zentrale Reinigungsanlage mit chemischem Wäscher und nachgeschaltetem Biofilter geleitet.

Die gesamte Prozessführung erfolgt vollautomatisch über ein leistungsfähiges Steuerungssystem und ermöglicht dem Betriebspersonal die notwendige Überwachung, Datenauswertung und Prozessoptimierung. Darin integriert ist auch die Aufschaltung der wichtigsten Sonderbauwerke im Einzugsgebiet. Der Systemaufbau des Steuer- und Leitsystems mit Anbindung an externe Kommunikationsanbieter ist so aufgebaut, dass die Anlagesicherheit gegen unerwünschte Systemeingriffe und Hackerattacken gewährleistet ist.

Das Energiekonzept mit Anbindung an den bestehenden Wärmeverbund zeichnet sich aus durch:

  • Hohen Eigenversorgungsgrad mit möglicher ganzjähriger Energie-Selbstversorgung
  • Abgabe der Überschusswärme in das «Sägewerk»
  • Option Nutzung Solarenergie mit Photovoltaikanlage auf Überdachung
  • Energieoptimierte Prozesse mit geringem spezifischem Stromverbrauch
  • Zweckmässige Materialwahl und Isolationsstärke für geringe Verluste

Die heute bereits bestehenden Dienstleistungen für die Kadaversammelstelle und MAG Mineralöl Abscheidegut (Annahmestelle für mineralölhaltige Reststoffe) werden in den Neubau integriert. Die Kadaversammelstelle wird über den ARO betrieben. Die MAG wird durch den Kanton ausserhalb des Kredits ausgerüstet und betrieben. Der bauliche Teil wird durch den ARO erstellt und an den Kanton vermietet. Mit den Mietzinsen werden die Investitionen in die MAG-Infrastruktur amortisiert.

Grössenvergleich ARA Staz mit regionaler ARA Oberengadin

Die neue ARA Oberengadin nimmt weniger Fläche ein als die ARA Staz in Celerina.